Einleitung: Ein Kriegerherz - Zum Werk von Stephan Derben
von Michael Stoeber
„Ich suche nicht, ich finde“, lautet ein hochfahrender Satz von Pablo Picasso. Stephan Derben hat das Verhältnis von „suchen“ und „finden“ in seinem Leben und in seiner Kunst anders bestimmt. Er hat in Denken und Tun stets sehr viel Wert auf das Suchen gelegt, das Finden war ihm weniger wichtig. Einmal eingeschlagene Wege hat er bald wieder verlassen, um neue ausfindig zu machen und zu begehen, und jede Routine war ihm ein zu vermeidender Graus. Stephan Derben war neugierig. Er wollte immer weitere und fernere Horizonte erkunden, sich neu und anders orientieren und ausprobieren.
STEPHAN DERBEN
Darin bestand der Ehrgeiz dieses viel zu früh verstorbenen Künstlers. Die Neugierde war sein élan vital. Die Kraft, die Blinde sehend und Lahme gehend macht. Für Stephan Derben war der Weg oft genug bereits das Ziel. So ließe sich in Analogie zu einer berühmten, von Konfuzius inspirierten Haltung dem Leben gegenüber für seine artistische Praxis sagen.
Das macht bereits ein auch nur flüchtiger Blick auf seine Biografie deutlich. Stephan Derben hat Philosophie, Psychologie und Pädagogik in Hannover studiert und war ein vielseitig gebildeter Mensch. Aber in einem festen Beruf hat er diese Kenntnisse nicht genutzt und auch nicht nutzen wollen. Stattdessen meldete er sich nach seinem Studium als Gast an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg an und probierte sich dort in verschiedenen künstlerischen Techniken aus. Während seiner Hamburger Zeit wurde er zum Mitbegründer der Kunstwerkstatt Conventstrasse. 1983 ging er zurück nach Hannover, lebte dort in wechselnden Ateliergemeinschaften und arbeitete in unterschiedlichen Medien. Er zeichnete, fotografierte und malte. Wobei er in der Malerei verschiedene Idiome ausprobierte. Er malte abstrakt und gegenständlich, orientierte sich am Expressionismus, Surrealismus, Informel sowie am Monochromen und war auf der Suche nach einer eigenen Signatur.
The Art of STEPHAN DERBEN (Dia-Show)
Stephan Derben bezog sein Atelier in der Hallerstrasse 1988 und richtete dort seine Metallwerkstatt ein, in der er zwischenzeitlich auch Kurse anbot. Sein Atelier nannte er Produzentengalerie und mit einigen Künstlerfreunden aus der Hannoverschen Szene gab es inoffizielle, spontan initiierte, abendfüllende Events mit Installationen, Dichterlesungen und improvisierter Musik. Der Schwerpunkt war auf Diskussionsrunden über die Möglichkeiten künstlerischer Gestaltungsmöglichkeiten gelegt. In den Jahren 2004 und 2005 begleitete der Fotograf Michael Hauri den Bildhauer mit der Kamera während verschiedener Arbeits-und Lebensprozesse und so entstand eine eindrucksvolle Dokumentation über das künstlerische Schaffen des Künstlers im und ausserhalb seines Ateliers. 2004 wurde das Ausstellungskonzept 'work-in-progress' von Stephan Derben und seiner, in Paris lebenden Schwester, der Multimediakünstlerin Jana Kluge entwickelt; fortan hiess das offene Atelier GATE 04. In dem stellten die Geschwister 2005 zum ersten Mal gemeinsam aus, diese Herbstausstellung wurde von Timm Ulrichs eröffnet. Zu den Ausstellungsexponaten zählten Skulpturen, Schriftbilder, digital Art auf Papier, Video,- und Klanginstallationen. Das musikalische Programm der Vernissage übernahm der Sohn Jana Kluges, der Komponist und Medienkünstler Alexander Derben. Ins Ausstellungsprogramm 2006, ebenfalls mit Arbeiten der Geschwister, wurde Ekki Kähne vom Medienhaus Hannover mit Videoperformances eingezogen, und Alexander Derben führte erstmalig sein audiovisuelles Work-in Progress auf. In den folgenden Jahren wurde das GATE 04 nur noch für Besucher nach telefonischer Anmeldung geöffnet; es wurden ausschliesslich neue Arbeiten von Stephan Derben gezeigt.
Impressum - Inhaber der Website Gate04.de: Alexander Derben, D-28201 Bremen. Kontakt: info (at) aldemedia com
Alle Fotos der Objekte von Stephan Derben, alle Bildnachbearbeitungen von Almut Pyritz
Diese Webseiten sind ein nicht kommerzielles Künstlerportrait zum Gedenken an den Bildhauer Stephan Derben (1951-2019)